Donnerstag, 15. März 2012

6. Woche "Slice of Life" - putting it all together

Der Workshop ist jetzt vorbei, Zeit für ein Fazit. Es hat mir einen Riesenspass gemacht und ich habe sehr viel gelernt:
  • Ich habe gelernt, mich bei jedem Bild zu fragen "Was ist mir wichtig?" (What matters to me?) und darauf zu fokussieren, sowohl beim Fotografieren (Bildausschnitt, Format, Komposition, Perpektive, Einstellung, Tiefenschärfe u.a.) als auch bei der Bildbearbeitung (Ausschneiden). Das möchte ich unbedingt weiter üben, bis es automatisiert ist.
  • Ich habe gelernt, wie unglaublich wichtig das Licht ist! Und darauf zu achten. Und das beste daraus zu machen. Und auch mal den Blitz (auf niedrigster Stufe) einzusetzen.
  • Ich habe gelernt, Menschen so zu fotografieren, dass man ihr Gesicht nicht sieht. Und wie aussagekräftig Fotos sind, auf denen man z.B. nur Hände oder Füsse sieht. Fast mehr noch als die klassischen Gesichts-Porträts.
  • Ich habe gelernt, dass es mir grossen Spass macht und mich tief berührt, Porträt-Aufnahmen von Menschen zu machen - daran möchte ich noch weiter arbeiten. Zum Beispiel traue ich mich noch nicht, Fremde anzusprechen und zu fragen, ob ich sie fotografieren darf.
  • Ich habe gelernt, unbedingt den "Paparazzi-Modus" (Serienmodus) bei Porträt-Aufnahmen einzusetzen.
  • Ich habe gelernt, dass sich eine ganz offene Blende nicht für Gruppenfotos eignet (Bonus-Lerneffekt)
  • Ich habe ein schönes Selbstporträt gemacht! Und meine tolle Kamera noch mehr schätzen gelernt.
  • Ich habe gelernt, wie spannend Fotos sind, auf denen man nur Details oder einen Ausschnitt sieht, die nicht alles auflösen, sondern viel der Fantasie des Betrachters überlassen. Damit kann man ganze Geschichten erzählen!
  • Ich habe gelernt, dass ich mich gerne mit dem, was ich fotografiere, "synchronisiere". An dieser Stelle möchte ich weiterarbeiten, besonders an der Übung, den entscheidenden Moment zu antizipieren.
  • Ich habe gelernt, Collagen zu erstellen.
  • Ich habe gelernt, Flickr zu benutzen.
  • Und ich habe ein paar neue Ausdrücke auf Englisch gelernt :-)
Im Foto-Kurs ging es nicht um technische Anleitungen, gestalterische Regeln oder Bildkritik. Es ging um Motivation, Schulung von Wahrnehmung und Bewusstsein und um Reflexion. Darüber hinaus ging es allgemein um eine Haltung von Achtsamkeit und Dankbarkeit dem Leben gegenüber. Es ging um die Entdeckung der Schönheit, des Besonderen, der spannenden Geschichten und der Einzigartigkeit in unserem Leben, im Alltag, in unserer Routine, im Unauffälligen und Unscheinbaren. Darrahs Kurs und ihre Fotos vermitteln diese Emotionen und diese Lebenshaltung. Das hat mich sehr angesprochen.
Da es ein Online-Kurs war und die Teilnehmerinnen über dem ganzen Globus verstreut leben, werde ich all diese netten Frauen wohl nie "richtig" kennenlernen. Trotzdem fühle ich mich ihnen verbunden. Dank Flickr und Internet ist ein Gemeinschaftsgefühl und Klassengeist entstanden, obwohl wir uns nie persönlich getroffen haben. Wir haben gesehen, wie und wo wir wohnen, was uns wichtig ist, welche Leute und Haustiere uns umgeben, welche Cafés wir besuchen, wie unsere Routine aussieht, wie wir selber aussehen und wie wir uns fotografisch weiterentwickeln. Wir sind ein kurzes Wegstück zusammen gegangen. Deshalb kann ich mich den Worten einer meiner Klassenkolleginnen nur anschliessen: I'm gonna miss you so much!

Montag, 12. März 2012

5. Woche "Slice of Life" - schon fast vorbei!

Schon die zweitletzte Woche des "Slice of Life"-Workshops - ich werde diesen Kurs vermissen!
Im ersten Teil dieser Woche ging's darum, den besonderen, den "richtigen Moment" zu erwischen. Darrah hat uns dazu zwei Bewusstseins-Übungen (ich nenn das jetzt mal so) aufgegeben. Wir sollten 2 Fotosessions terminieren. Bei der ersten sollten wir einfach drauflosknipsen und möglichst viele Fotos machen. Beim zweiten Mal sollten wir das Gegenteil machen, also zunächst mal die Umgebung aufnehmen, sie auf uns wirken lassen und emotional teilhaben am Ganzen. Dann sollten wir zurücklehnen und beobachten, die Kamera bereithalten, und im richtigen Moment abdrücken. Das Ziel war, ein einziges Foto zu machen. Darrah meint, so könne man üben, besondere Momente (magic moments) vorauszuspüren, anstatt ihnen hinterherzurennen.
Meine persönliche, eher überraschende Erkenntnis dabei war, dass ich mit der zweiten Übung weniger Mühe hatte als mit der ersten. Ich habe realisiert, dass ich mich - je länger je mehr sogar - mit der Umgebung und meinem Motiv "synchronisiere", bevor ich abdrücke. Je mehr ich das tue, desto intensiver sind meine Gefühle der Verbundenheit, der Konzentration, der Freude und der Dankbarkeit, und desto grösser meine Befriedigung. Ich mache das nicht mit einer besonderen Absicht, ich mache das einfach, weil es mir entspricht und weil es mir so mehr Spass macht. Es füllt mich mit positiver Energie. Einfach draufloszuknipsen, ziellos und ohne teilzuhaben - das bereitet mir Schwierigkeiten. Ja, mehr noch: es stresst mich, ich werde ungeduldig, kann mich nicht entscheiden, nerve mich und ich kann regelrecht spüren, wie sich mein negatives Energie-Fässchen ganz schnell füllt. Genau damit habe ich auch an den 45-Minuten-Fototreffen Mühe. Am Schluss bin ich so blockiert, dass ich gar nicht mehr fotografieren kann. Damit will ich wohlverstanden gar nichts über die Qualität der Fotos sagen. 
Darrah meint, es brauche mal das eine und mal das andere. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Filmbeitrag, den ich mal gesehen habe. Es ging um die Eröffnung einer Ausstellung über den Star-Fotografen Michel Comte. Während der gesamten Vernissage, während des Interviews und währenddem er mit Besuchern plauderte, hat Michel Comte ununterbrochen mit einer Kompaktkamera geknipst. Dieses Bild ist bei mir hängengeblieben, wahrscheinlich weil es mich etwas verwirrt und verwundert hat.
Der zweite Teil der Woche war dann mehr dem Gestalterischen gewidmet. Wir sollten mit unseren Fotos Geschichten erzählen. Entweder mit einem einzigen Foto, oder mit einer Fotoserie. Ich liebe Geschichten und versuche eigentlich meistens, meine Fotos irgendwie thematisch zu gruppieren. Es ist sicher kein Zufall, dass ich nach meinen Fotoreisen immer auch ein Fotobuch gemacht habe. Das Geschichten-Erzählen fällt mir also nicht schwer. Was ich allerdings neu gelernt habe, ist, dass besonders Fotos, die offen bleiben, Fragen aufwerfen oder uns verwirren, oft die spannenden Geschichten erzählen. Wie meine Erinnerung an Michel Comte.

eine 1-Foto-Geschichte

weitere sind auf meiner Flickr-Website

Da ich noch nie eine Collage gemacht hatte, war der Zeitpunkt gekommen, die Photoshop-Collagenfunktion kennenzulernen. Ich war überrascht, wie kompliziert und unflexibel da mein Photoshop Elements 8 ist! So mühsam es auch war, irgendwie ging's dann doch. Eine andere Teilnehmerin hat mir Picasa empfohlen, das sei viel einfacher als mit Photoshop. Das habe ich jetzt noch nicht ausprobiert. Doch spannend war's alleweil und wieder habe ich etwas Neues gelernt.

Montag, 5. März 2012

4. Woche "Slice of Life" - Menschen in unserem Leben

Diese Woche war ganz dem Thema Porträt gewidmet. Au weia, dachte ich zu Beginn, das wird schwierig, denn wer lässt sich schon gerne fotografieren? Nicht einmal Fotografen selber, ja sogar mein Kater hasst es! Doch dann wurde es eine tolle Woche, in der nicht nur ich, sondern auch die Fotografierten eine Menge Spass hatten.

Im ersten Teil der Woche ging es darum, "gesichtslose Porträts" zu machen, also Körperteile zu fotografieren, die etwas über den Porträtierten aussagen, aber ohne dass man das Gesicht sieht. Ich habe es zuerst mit Fremden auf der Strasse versucht, weil ich dachte, das sei einfacher. Doch selbst im grössten Trubel und selbst wenn man "nur" auf die Füsse fokussiert, merken die Leute, dass sie fotografiert werden.

Nach dem Fasnachts-Umzug


Seniorin vor der Post
Es war ein glücklicher Zufall, dass mein 1. Fotoauftrag (Fotoserie über den Umzug der Sportdokumentation, siehe Blogeintrag vom Januar) noch nicht abgeschlossen war. Und zufälligerweise - das habe ich allerdings ein wenig gesteuert - fehlten mir noch Porträts von vier Kollegen. Und zufälligerweise - und da konnte ich aber nun wirklich gar nichts dafür - hat die Teamleiterin den Termin fürs Gruppenfoto genau in diese Woche gelegt! Es standen mir also massenweise willige, geduldige und wohlgesinnte Models zur Verfügung, und das sogar während der Arbeitszeit! So bin ich also als erstes zum "Hand"-Porträt meiner Kollegin gekommen:

Wichtig war mir hier: ihre schönen Hände, der Lichteinfall und die typische Arbeitssituation

Im zweiten Teil der Woche ging es um "richtige" Porträts, also mit Gesicht. Dabei sollten wir weiterhin das anwenden, was wir in den vorigen Wochen gelernt hatten: auf das Licht achten, verschiedene Standpunkte einnehmen, verschiedene Brennweiten ausprobieren, auf die Bildkomposition achten. Aber am wichtigsten war auch hier, uns immer wieder die Zauberfrage zu stellen: What matters to me? Was ist mir hier wichtig? Was will  ich zeigen? Was gefällt mir an diesem Menschen besonders? Und das müssen gar nicht unbedingt nur äusserliche Merkmale sein.

Wichtig war mir: seine Konzentration, sein schöner Oberkörper und das typische Arbeitsumfeld

Die Kursleiterin Darrah hat uns eine Reihe von Tipps gegeben, wie wir vorgehen sollen, damit sich die Porträtierten vor der Kamera wohl fühlen. Die habe ich dann gleich bei der Gruppen-Fotosession versucht anzuwenden. Einer der wertvollsten technischen Tipps war, auf Serienmodus zu schalten und ganz viele Aufnahmen zu machen - sie nennt es den "Paparazzi-Modus" :-)). Aber noch wichtiger und beeindruckender war für mich, dass sich meine Einstellung auf die Porträtierten überträgt: Bin ich gehemmt, sind sie es auch, bin ich lustlos, machen sie auch nicht gerne mit. Also habe ich mich bewusst konzentriert, meine Hemmungen abgelegt und das Fotografieren voll genossen. Ich habe die Kollegen angeleitet, habe versucht, sie durch ständige Kommunikation bei der Stange zu halten, habe ihnen meine Freude über die schönen Fotos mitgeteilt und habe versucht, meine Begeisterung rüberzubringen. Und wenn ich gemerkt habe, dass ein Foto unscharf geworden ist, habe ich das für mich behalten und bin positiv geblieben. Es hat mir sooo Spass gemacht! Ich glaube, ihnen auch:.

Ist das nicht eine tolle Gruppe?
Die Fotosession gab mir aber nicht "nur" Spass und einen Schub positiver Energie. Ich fand meine Kollegen plötzlich alle wunderschön! Ich war richtiggehend berührt, gerührt und von Dankbarkeit erfüllt dafür. Nicht dass ich sie vorher hässlich gefunden hätte, aber durchs Fotografieren sah ich plötzlich in jedem von ihnen eine tiefe, ergreifende Schönheit, die mir vorher so nicht bewusst aufgefallen war. Das liest sich jetzt sicher sehr pathetisch und überdreht, aber ich empfand es tatsächlich so.

Die letzte Fotosession war am Samstag mit der Teamleiterin. Wir hatten beide Wochenenddienst, sie am Sportdesk, ich am allgemeinen Desk. Dazu muss ich sagen, dass ich diese Wochenenddienste hasse: kein Mensch da, die ganze Gegend ausgestorben, öd und hässlich, Kunden kommen auch kaum vorbei. So gerne ich sonst alleine auch bin, durch diese Wochenenddienst muss ich mich regelrecht quälen. Es kommt mir vor, als müsse ich mich Minute für Minute durch eine dickflüssige Masse zwängen, bis ich dann endlich völlig ausgelaugt und halb depressiv nach Hause kann und niemanden mehr sehen mag. Aber nicht dieses Mal! Diesmal ist mein Samstagsdienst im Nu verflogen, und ich bin voll motiviert, energiegeladen und beschwingt aus dem Fernsehstudio rausgekommen! Der Unterschied zu sonst war, dass ich, nebst meinen üblichen Abeiten, fotografiert und die Fotos bearbeitet habe. Wenn ich fotografiere oder Fotos bearbeite, versinke ich in dieser Tätigkeit, bin voll konzentriert, gehe ganz darin auf und meine Unsicherheit fällt Stück für Stück von mir ab. Ich spüre Freude, Begeisterung, Spass und eine Welle an positiver Energie, die mich mitreisst und auflädt. Zuerst habe ich die Gruppenfotos von Donnerstag aussortiert und bearbeitet. Kaum fertig, ging's an die Fotosession mit der Teamleiterin. Und anschliessend an die Bearbeitung der letzten Fotos. Da war dann auch gleich Feierabend! So hat mir der Wochenenddienst zum ersten Mal richtig Spass gemacht! Diese Erfahrung hat mir natürlich auch zu denken gegeben. Sollte sich das aber nicht immer so anfühlen, oder zumindest häufiger? Oder ist das zu viel verlangt?

Was mir wichtig war: ihre sinnliche Schönheit, ihre wunderschönen blauen Augen und ihren Power
Zum Schluss der Woche gab's noch die Bonus-Aufgabe: ein Selbstporträt machen. Ich wollte dafür auf meine Lieblingsbank am Waldrand. Wie gut, dass ich mir einen Fernsauslöser gekauft hatte! Aber wie blöd, dass ich ihn zu Hause vergessen habe! Da ich zu faul war, ihn holen zu gehen, habe ich es mit dem Selbstauslöser gemacht. Ich bin also etwa 50 Mal zwischen Kamera und Bank hin und her gerannt, und habe mich noch gewundert, dass so ein ausgeklügeltes technisches Meisterwerk nur gerade mal maximal 10 Sekunden Countdown-Zeit bietet. Bis ich entdeckt habe, dass ich ja bis zu 9 Bildern in Intervallen bis zu 3 Sekunden Intervallen einstellen kann. Kluge Nikon-Entwickler! Die letzten 50 Mal musste ich also nicht mehr so rennen, bis ich mein Selbstporträt im Kasten hatte. 

Tipp gegen schlechte Stimmung und Frühlingsmüdigkeit: Selbstporträt machen mit dem Selbstauslöser!

Sonntag, 26. Februar 2012

3. Woche "Slice of Life" - es werde Licht!

Das ist Darrahs Titel für das Thema der dritten Kurswoche: Licht. Wieder ging es nicht um Tipps wie "das Licht sollte von ... kommen", sondern um Wahrnehmungs-Schulung. Wir sollten jeden Tag, wo immer wir uns befanden, beobachten, woher das Licht kommt. Mir wurde bewusst, wie unglaublich viel Licht bei Fotos ausmacht! Logisch braucht es Licht, um Fotos überhaupt machen zu können. Auch dass es schönere Fotos in der "blauen Stunde" als zur Mittagszeit gibt, oder dass ich die Möwe besser nicht im Gegenlicht fotografiere, wusste ich bereits. Doch dass ein Schweinwerferlicht aus einer unscheinbaren Anhänger-Kupplung ein Kunstwerk macht oder die Abendsonne aus einer Teetasse eine stimmungsvolles Stillleben, das habe ich erst jetzt so richtig verstanden. Meine Kolleginnen haben Fotos von ganz banalen Motiven auf Flickr geladen, die unglaublich kunstvoll wirken, nur wegen der besonderen Lichtverhältnisse.

Meine anderen "Licht"-Fotos sind auf meiner Flickr-Seite.
Bei der Motivwahl lag der Fokus diese Woche auf "kleine Schätze", wobei es Darrah bewusst offen gelassen hat, was genau darunter zu verstehen ist. Spätestens jetzt hat sich wohl auch der letzte männlich Teilnehmer ausgeklinkt, denke ich... Von den rund 50 Teilnehmern machen eh nur noch etwa 10-15 regelmässig aktiv mit. Damit meine ich, Fotos auf Flickr laden, die der anderen kommentieren, die eigenen beschreiben, an den Diskussionen teilnehmen, Fragen beantworten. Die erste Euphorie scheint bei vielen bereits verflogen zu sein. Darrah hat deshalb für uns eine Videobotschaft aufgenommen, in der sie uns motivieren möchte, trotz Durchhänger und Zeitmangel dran zu bleiben. Wir sollen einander nicht vergleichen und Spass am Lernprozess entwickeln, auch wenn die Fotos vielleicht nicht immer so rauskommen, wie wir möchten. Sie legt uns nahe, die Kamera immer dabei zu haben und jeden Tag mindestens ein Foto zu machen. Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe das letztes Jahr gemacht, jeden Tag ein Foto. Teilweise hatte ich echt Mühe mit der Motivsuche und oft habe ich mich gefragt, wofür denn, nur dass ich Ende Jahr eine Diashow des Jahres 2011 habe? Ein persönlicher Jahresrückblick in Bildern? Ja! Aber nicht nur. Auf diese Weise habe ich endlich meine kleine Leica benutzen gelernt, sozusagen als Nebenprodukt. Und jetzt liebe ich sie! Und ich habe fotografieren geübt. Die schönsten 100 habe ich vor kurzem in Kreditkartengrösse ausdrucken lassen und an die Rückseite der WC-Türe geklebt. Längere Sitzungen (pardon!) verbringe ich jetzt nicht mehr mit Lesen, sondern mit Betrachten meiner schönsten "Bilder des Tages". Da entdecke ich  immer wieder welche, die Erinnerungen wecken, die mich zum Lachen bringen oder über die ich staune: "Wow! Das habe ich gemacht? Ist ja toll geworden!"

Montag, 20. Februar 2012

"Slice of Life" - 2. Kurswoche

In Kürze erwarte ich das Mail mit der Anleitung zur dritten Wochenlektion des "Slice of Life"-Workshops. Gleich mal vorweg: Ich bin immer noch begeistert darüber, dass er mein Foto-Kreativitätsjahr einläutet, denn ich lerne hier ganz Grundlegendes, nämlich bewusstes Wahrnehmen und Schauen überhaupt. Darauf aufbauend und parallel dazu geht es um das Suchen beziehungsweise Sehen von Motiven und das Schulen des künstlerischen Blicks.
Bei der "Blick-Schulung" ging es letzte Woche darum, unser Motiv zu einem Bild zu komponieren. Wir sollten uns bei der Bildkomposition bewusst fragen: Was will ich auf dem Bild haben, was nicht? Was kommt in den Rahmen, was bleibt draussen? Bei der Aufnahme bedeutet das zum Beispiel ein- oder auszoomen (bzw. bei Festbrennweiten die Distanz zum Motiv verändern), mit der Tiefenschärfe spielen und die Körperstellung verändern, um einen anderen Standpunkt einzunehmen. Bei der anschliessenden Bildbearbeitung betrifft das das Ausschneiden. Wir sollten Details anpeilen oder aber das grosse Ganze abbilden, je nach dem. Vor allem sollten wir das alles ganz bewusst entscheiden, immer ausgehend von der allerersten Frage: Was ist mir hier wichtig? Warum fotografiere ich das? Das ist für mich die grösste Herausforderung überhaupt, mir diese Frage zu stellen, bevor ich überhaupt an Bildausschnitt und -komposition denke. "What matters to me?" ist ab jetzt mein Mantra beim Fotografieren, bei der Bildbearbeitung und beim Kommentieren der Fotos meiner Kurskolleginnen auf Flickr.
Was die Motivsuche betrifft, lag der Fokus diesmal bei "Ritualen und Routine". Das Thema hat mich nicht nur im fotografischen Sinn ziemlich beschäftigt. Was ist der Unterschied zwischen Ritualen und Routine? Beide bestehen aus Wiederholungen, Gewohnheiten. Doch erstere empfinde ich als erbauend und schön, währenddem Routine bei mir teilweise als nützlich rüberkommt, teilweise aber auch als öd und langweilig. Ich war überrascht, wie viele kleine, schöne Rituale ich in meiner Freizeit und zu Hause habe, von der besinnlichen Frühstücks-Halbstunde bei Kerzenlicht bis hin zum Sonntags-Spaziergang im Wald. Alle geben mir Kraft und Freude und steigern meinen Energiepegel. Dagegen habe ich an meiner Arbeitsstelle, wo ich doch den grössten Teil des Tages verbringe, ein einziges Ritual gefunden. Überhaupt wurde mir bewusst, wie hässlich die ganze Umgebung ist, wo ich arbeite. Von den Schreibtischen, der Einrichtung und unserem Büro über den gesamten Gebäudekomplex, die nähere und weitere Umgebung: alles ist hässlich, beige-grau, schmuddelig, laut, zubetoniert, irgendwie "unmenschlich" und tötelig. Bezeichnenderweise sieht man auf den Strassen, den Schienen und in der Luft auch jede Form von Verkehrsmittel, aber kaum Menschen.
Das hat mir dann doch sehr zu denken gegeben. Soll ich versuchen, etwas mehr Schönheit reinzubringen in Form einer bunten Kaffeetasse? Oder mich auf das Hässliche und Schmutzige als "interessante, ungewöhnliche" Bildmotive konzentrieren, anstatt die Schönheit im klassischen Sinn zu suchen? Das war der Tipp der Kursleiterin Darrah. Sie selber hat früher ihr Mittagessen jeweils schnell runtergeschlungen und ist anschliessend über Mittag fotografieren gegangen, was ihr "das Leben gerettet hat", wie sie schreibt. Vielleicht entwickeln sich im Frühling automatisch wieder ein paar Rituale, wenn ich draussen mittagessen kann. Andere gehen spazieren. Oder rauchen vor der Türe, mit Blick auf die graue Gebäudewand und den Parkplatz. "Wir sind keine Wohlfühloase", kommt mir in den Sinn. Doch wie produktiv ist ein Angestellter, wenn er sich in seiner Umgebung nicht wohlfühlt? Geht nicht schon ein Teil der Energie flöten, weil er sie für das Ausblenden des Hässlichen und Unangenehmen braucht?



Der Rest meiner "Rituale und Routine"-Fotos ist auf meiner Flickr-Seite. Jetzt bin ich mal gespannt, was mich in der dritten Kurswoche erwartet...

Sonntag, 12. Februar 2012

"The Slice of Life Project", eine Änderung und eine Neuigkeit

Zuerst die Änderung: Interessierte können jetzt einen Kommentar zu meinen Posts veröffentlichen. Zu Beginn hatte ich diese Funktion ausgeschaltet, eingeschüchtert durch die Spam- und anderen Warnungen bei Blogger. Vor allem auch, weil ich gesehen habe, dass von russischen und ukrainischen Seiten auf meinen Blog zugegriffen wird - schon etwas seltsam, oder?

Zum "Slice of Life Project"-Kurs: Nachdem die Kursleiterin Darrah Parker uns die richtigen Links geschickt hat, ist der Workshop doch noch gestartet. Die Teilnehmerzahl ist mittlerweilen auf über 50 gestiegen. Das Thema der ersten Woche ist "Was bedeutet dir etwas? Was ist dir wichtig?" ("What matters to you?") - und zwar sowohl beim Fotografieren als auch bei der Auswahl der Fotos am Computer. Schwerpunkt ist unser Zuhause. Wir mussten durch jedes Zimmer gehen und achten, worauf unser Augenmerk fällt und uns fragen: Was gefällt mir hier besonders? Was bringt mich zum Schmunzeln? Welches sind meine Lieblingsobjekte, meine Lieblingsmöbel? Was ist mit Erinnerungen verbunden? usw. Kurzum: Was bedeutet mir etwas? Das sollten wir dann fotografieren. Dabei mussten wir uns jedes Mal die Frage stellen: Warum? Warum fotografiere ich das? Was ist es, was mir genau gefällt? Sind es die Farben? die Linien? Ist es das Licht? Ist es die Geschichte, die dahinter steht? Sind es die Gefühle, die das Motiv auslöst?

Unsere Fotos mussten/durften wir dann in unseren Gruppenraum auf Flickr laden. Leider ist der Gruppenraum privat, deshalb kann ich hier keinen Link einfügen. Aber meine Fotos kann man gerne auf meiner Flickr-Website  http://www.flickr.com/photos/dianamicelli/ anschauen - und das wäre dann die Neuigkeit. Ich werde in Zukunft dort meine Fotos veröffentlichen zu dem, was ich hier schreibe. Und auch da freue ich mich über Kommentare.
Wir sind dazu angehalten, möglichst einmal pro Tag auf Flickr zu gehen, die Fotos der anderen Teilnehmer anzuschauen und zu kommentieren. Pflichtbewusst habe ich das die ersten paar Tage auch versucht, bis ich ob der schieren Menge aufgeben musste. Jeder Teilnehmer darf pro Tag maximal 5 Fotos hochladen. Wenn alle, wie ich, nur einmal 5 Fotos hochlädt, sind wir schon bei über 150. Das ginge ja noch. Aber da hat es Teilnehmerinnen, die täglich 5 Fotos hochladen! Ein nie versiegender Strom an Fotos, die es anzuschauen und gebührend zu würdigen gilt... Und da die TeilnehmerInnen über dem gesamten (westlichen) Globus verteilt sind, reisst wegen der Zeitverschiebung der Austausch praktisch nie ab: Während die einen schlafen, laden andere ihre Fotos hoch und kommentiere meine.

Die Idee, Teil eines weltumspannenden Gemeinschaftswerk zu sein, beeindruckt und motiviert mich, und es macht Spass! Besonders witzig finde ich, dass die einen Winterimpressionen zeigen, währenddem die Australierinnen und Neuseeländerinnen ihren Barbecue-Tisch im Garten fotografieren. Jetzt bin ich gespannt auf morgen, wenn gegen Mittag der Link zur nächsten Wochenlektion in meinem Hotmail-Postfach eintrifft!

Mein Frühstückstisch

Montag, 6. Februar 2012

The "Slice of Life Project" - mein 1. Fotokurs

Heute beginnt mein erster Fotokurs und ich sitze völlig verschnupft zu Hause. Was eigentlich kein Problem wäre, denn mein erster Kurs ist ein Online-Workshop. Er trägt den Titel "The Slice of Life Project" und wird von Darrah Parker, einer jungen Fotografin aus Seattle, geleitet. Für 75 $ (Aktionspreis vor Weihnachten) ist man bei dem 6-wöchigen Kurs dabei. Funktionieren würde das so, dass die Teilnehmer am Montag einen Link mit Passwort zur neuen Lektion bekommen, die dann am Donnerstag auf dieselbe Weise vertieft wird. Jede Woche wird ein anderes Thema behandelt. Die Fotos werden dann in einem privaten Gruppenraum auf Flickr geladen und besprochen.

Wäre und würde - aber leider funktioniert der Link, den ich heute bekommen habe, nicht! So ein Mist aber auch! Ich habe der Kursleiterin ein Mail geschickt, doch wegen der Zeitverschiebung wird es wohl noch etwas dauern, bis sie reagieren kann. Also nutze ich die Zeit zum Blog-Schreiben anstatt zum Fotografieren.

Letzte Woche haben wir bereits ein Willkommens-Mail mit allgemeinen Unterlagen erhalten und uns auf Flickr gegenseitig vorgestellt. Die Teilnehmer sind zum allergrössten Teil TeilnehmerINNEN - nur zwei von den gut 30, die mitmachen, sind Männer. Gut die Hälfte wohnt in den USA, von der Golfküste über Kalifornien bis Alaska, aber es hat auch welche aus Kanada, Australien, Neuseeland, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland - und ich aus der Schweiz. Auch vom Alter, Beruf und von den fotografischen Vorkenntnissen her könnte die Klasse kaum unterschiedlicher sein: da hat's Pensionierte, junge Mütter, angehende Fotografinnen vor dem Sprung in die Selbständigkeit, Hausfrauen und völlige Foto- und Computer-Neulinge und von all dem das Gegenteil. Auffällig ist, dass viele der Teilnehmerinnen, vor allem derjenigen aus den USA, einen eigenen Blog und/oder eine eigene Website haben und /oder bei verschiedenen Sozialen Netzwerken im Internet und anderen neuen Medien aktiv mitmachen. Flickr und Twitter waren mir ja bekannt, aber wer kennt denn Instagram, Tumblr oder Foursquare?

"A Slice of Life" heisst so viel wie "ein Ausschnitt aus dem Leben", und bezeichnet ursprünglich eine Kunstrichtung im englischsprachigen Theater und Fernsehen, die sich mit dem Alltagsleben gewöhnlicher Leute beschäftigt. Der Begriff wurde in leicht abgewandelter Form in die Fotografie übernommen, vornehmlich von Fotografierenden weiblichen Geschlechts und vornehmlich in den USA. Dort bezeichnet es eine Stilrichtung, welche die Schönheit im Alltag und das Besondere im Gewöhnlichen aufzeigen und festhalten möchte. Die Fotografie wird hier zu einer Lebensanschauung, einer bestimmten Einstellung und Haltung unserem Leben gegenüber. "Slice of Life" als besondere Sichtweise auf das Leben also, mit der Kamera als deren Werkzeug. Ein Blick auf die Seiten der Shutter Sisters (http://shuttersisters.com/) und der Kursleiterin Darrah Parker (http://www.darrahparker.com/) zeigt am besten, was gemeint ist. Darrah Parker formuliert das so:
The Slice of Life approach to photography is a way of seeing, noticing, and appreciating the nuances and details that make your life special. It’s a way of embracing and honoring the imperfections in yourself, your loved ones, your messy kitchen, and cluttered shelves. It’s about saying that your life is just right the way it is.
Es geht im "Slice of Life Project"-Fotokurs also um die tiefer verborgene Schönheit im Alltagsleben, um Kreativität, Individualität, Leidenschaft und Lebensfreude, darum, die eigene unspektakuläre, alltägliche und dennoch ganz besondere, einzigartige und wunderbare Geschichte zu erzählen.