Freitag, 14. Dezember 2012

Miksang 2

Mein letztes Geld aus dem Kreativitätsfonds habe ich in den Workshop "Miksang 2" investiert. Er fand in Krakau statt, Unterrichtssprache war Englisch. Ich war überrascht, wie schön und elegant diese Stadt ist, interessant, lebendig, voller Cafés,  Läden und Sehenswürdigkeiten, geprägt durch ihre spannende Geschichte und reichhaltige Kultur.

Fussböden in Krakau

Miksang 2 ist logischerweise die Fortsetzung von Miksang 1. Während wir uns im ersten Workshop bei den Motiven auf bestimmte grundlegende Aspekte der Form (Farbe, Muster usw.) beschränkt hatten, haben wir im Fortsetzungskurs unser Wahrnehmungsfeld allmählich erweitert, bis wir am Schluss völlig frei fotografieren konnten. Die Hauptsache war, sämtliche Motive in einer Miksang-Haltung wahr- und aufzunehmen, das heisst ruhig, konzentriert und offen zugleich, nicht nach Motiven suchend, sondern sie auf uns zukommen lassend.


Wiederum sollten wir nicht gleich zur Kamera zu greifen und ein Foto machen, sondern zunächst mal einfach nur bei unserm Motiv verweilen und es genau anschauen: Wo sind dunkle, wo hellere Stellen? Welche Farben, Struktur und Muster hat es? Wie ist das Licht, wo sind Schatten? Wie fühlt sich die Oberfläche an? Beim Betrachten sollten wir uns völlig aufs Visuelle konzentrieren und sämtliche Wertungen weglassen. Es ging also nicht um schön oder hässlich, gefallen oder nicht gefallen, spannend oder langweilig, sondern darum, das Motiv genau so mit der Kamera abzubilden, wie wir gesehen hatten, ohne es zu verschönern oder zu verändern.

Thema Wasser

Die Motive waren bewusst völlig gewöhnlich und spannungslos, frei von Assoziationen oder Geschichten. Es waren ganz alltägliche Dinge, an denen man in der Regel achtlos vorbeigeht und bei denen man sonst nicht im Traum dran denken würde, sie zu fotografieren, wie z.B. geparkte Autos:

 
Nach der visuellen Untersuchung sollten wir uns die fototechnischen Fragen stellen wie: Was genau ist uns aufgefallen, welche Teile gehören dazu, welche nicht? Entspricht das eher einem Quer- oder einem Hochformat? Welche ISO, Blende und andere Einstellungen muss ich an der Kamera vornehmen, um das widerzugeben? Dabei sollten wir versuchen, in unserer Miksang-Haltung zu bleiben. Und jetzt erst sollten wir die Kamera rausnehmen, einstellen und abdrücken.


Hèlen hat uns immer mehr angehalten, nicht nur während der Kurszeiten Miksang zu machen, sondern auch auf dem Weg zum Kursort, beim Warten aufs Tram, im Tram, im Restaurant, beim Aufwachen und mit der Zeit überall und ständig. Denn Miksang ist eigentlich eine Form visueller Meditation, ja mehr noch: eine durch die Fotografie gelebte (buddhistische) Lebensphilosophie, eine Lebenseinstellung. Ziel ist es, Miksang in unser alltägliches Leben zu integrieren, um in jedem Moment all die wunderbaren Details in unserem Leben bewusst wahrzunehmen und zu schätzen, wo und in welcher Situation auch immer wir uns befinden.