Samstag, 25. August 2012

Pauken und Trompeten zum Zweiten

Mit Pauken und Trompeten hat mein Kreativitätsjahr angefangen (siehe Post vom 30. Januar), dieselben haben nun den zweiten Teil meines Kreativitätsurlaubs eingeläutet.
Mathematisch gesehen stimmt es zwar nicht ganz, aber gefühlsmässig hat für mich die zweite Hälfte meines Kreativitätsjahres letzten Sonntag begonnen, und zwar wieder mit einem Fotoauftrag. Ich habe an den Winterthurer Musikfestwochen an der Musikschul-Matinée die "Highlights aus dem Musiklager" der Musikschule Prova fotografiert. Das Konzert der Musikschüler, ihre Begeisterung und ihre Leistungen waren wirklich toll! Leider habe ich das Musikalische nur am Rand mitbekommen, weil ich voll aufs Fotografieren konzentriert war. Im Gegensatz zum ersten Fotoauftrag im Januar ist mein Einsatz diesmal ohne Pannen abgelaufen und alles hat wunderbar geklappt. Ich war gut vorbereitet, die Bedingungen waren besser, ich kannte meine Kamera mittlerweile sehr gut und wusste auch schon viel besser, wie ich vorzugehen und welche Einstellungen ich zu verwenden hatte.
 



Nach einer Sommerpause geht es also wieder los mit Fotografieren. Während der vergangenen Monate habe ich mich zwar auch mit Fotografie beschäftigt, doch eher auf passive Weise:
  • Ich habe das Buch von Harald Mante "Das Foto. Bildaufbau und Farbdesign"  gelesen (zugegeben, ich bin erst in der Hälfte).
  • Ich habe die spannende Website des Fotografen Ron Bigelow mit einer Menge interessanter Artikel entdeckt - einen Teil davon habe ich auch schon gelesen.
  • Ich unterhalte mich regelmässig mit dem Fotokünstler Hermann Netz, hin und wieder auch über Fotografie.
  • Ich bewundere auf Flickr die Fotos meiner Kontakte und schreibe ermunternde Kommentare.
  • Ich verfolge die Ausstellungen des Fotomuseums Winterthur (leider nur im Programmheft).
Es war eben sonst so viel los, sowohl beruflich als auch privat, dass ich einfach zu wenig Zeit und innere Ruhe zum Fotografieren hatte. Und all die anregenden Tipps, die vielen Anleitungen, interessanten Artikel und spannenden Fotos haben mich eher blockiert als motiviert. Ich musste das erst mal setzen lassen. Gut wurde ich jetzt durch den Fotoauftrag gezwungen, wieder aktiv zu werden und selber zur Kamera zu greifen. Und in den kommenden Wochen geht es gleich im Eilzugtempo weiter mit Fotoreisen und Workshops. Die zweite Halbzeit des Kreativitätsurlaubes hat begonnen, mit Pauken und Trompeten - ich freue mich auf die Fortsetzung!

Auf dem Grossen St. Bernhard

Samstag, 9. Juni 2012

Zen-Art. Fotografische Malerei

Ich bin schon seit fast drei Wochen zurück aus Salzburg und Oberbayern, wo mein zweiter und vorläufig letzter Kurs der Leica-Akademie stattfand. Es war mein erster Kurs, bei dem es um abstrakte Fotografie ging. Mmmh, wo soll ich anfangen... Es war toll!! Rundum alles stimmte: die Unterkunft, das Essen, die Gegend, die Gruppe, der Kursleiter, die Organisation, das Wetter, die Leute und natürlich auch das Fotografische.

Anreise nach Salzburg
Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl bei dem Workshop. Das habe ich mir auch nicht nehmen lassen, als es auf der Hinreise am Arlberg so aussah:

Wintereinbruch am Arlberg

In Salzburg angekommen sah es ein bissl besser aus, es war mir aber immer noch zu grau, zu nass und zu kalt. Trotzdem bin ich wacker mein Touristenprogramm abmarschiert: Mirabellgarten, Marktgasse, Altstadt, Dom, hoch auf die Festung, bei strömendem Regen auf dem Mönchsberg herumgekraxelt und schliesslich Aufwärmen im Café Tomaselli, wo ich mich beim Amoklauf meines Tischnachbarn unterhalten habe.

nass-kaltes Wetter in Salzburg

Anreise nach Laufen an der Salzach, Kursbeginn
Der Workshop fand in Laufen, einem hübschen, ruhigen Städtchen in Oberbayern, statt. Es liegt nur wenige Minuten Zugfahrt von Salzburg entfernt, gehört politisch aber zu Deutschland. EU und Schengen sei Dank merkt man von dieser Grenze aber nichts mehr.

Impressionen Laufen an der Salzach


Wir haben im Kapuzinerhof gewohnt. Dort fand auch der theoretische Teil des Workshops statt. Ich liebe diese ehemaligen Klöster! Sie sind meist wunderschön, haben einen grossen Garten und man isst dort sehr gut. Und so war es auch hier.

Im Kapuzinerhof, Blick aus der Bibliothek ins Treppenhaus

Um 14 Uhr ging's dann mit dem Workshop los. Wir waren nur zu dritt bzw. mit dem Kursleiter zu viert und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Nach einem kurzen Vorstellungs- und Theorieteil ging's gleich hinaus ins hübsche Städtchen zum Fotografieren.

Jo mei, wos fotografierens denn do?
Des: Spiegelungen auf der Autoheckscheibe...
...aber nur heimlich, denn offiziell waren wir ja da, um abstrakt zu fotografieren. Die "fotografische Malereien" entstehen durch Übung und Erfahrung (beim Kursleiter) und durch Zufall (bei mir), indem die Kamera bei einer verlängerten Belichtungszeit auf bestimmte Arten bewegt wird, so dass das Motiv nur noch andeutungsweise oder gar nicht mehr konkret zu erkennen ist.

Die Friedhofskatze,
Friedhofsblumen
und die Grabsteine der eingemauerten Urnen.

Kleider im Schaufenster

und der Blick in den Himmel durch's Blätterdach eines Baumes.
Es gab so viele, tolle Motive in Laufen. Leider kann ich hier nicht alle meine Lieblingsfotos zeigen, weil sonst mein Computer abstürzt - es sind zu viele. Aber ich werde bei Gelegenheit auf meiner Flickr-Seite ein Album "Zen-Art. Fotografische Malerei" einrichten mit mehr Fotos.

2. Kurstag, Bad Reichenhall
Die Kurstage waren recht lang. Sie begannen um 9 Uhr mit dem Anschauen der Bilder des Vortags und endeten nach dem Abendessen so gegen 21 Uhr. Dann ging's aber noch ans Runterladen, Anschauen und Auswählen der Fotos, was bei den Mengen, die ich gemacht habe, Stunden dauerte.
An diesem Tag hat uns der Kursleiter Hermann Netz (http://www.netzphoto.com/) nach Bad Reichenhall geführt. Dort haben wir lange in der Alten Saline fotografiert, einem historischen, zum Museum umfunktionierten Salzbergwerk mit riesigen Eisenrädern, einem Labyrinth an Schächten und Stollen, metallischen Gerüchen, lauten pumpenden, zischenden und stampfenden Geräuschen und einer Vielfalt an rostroten und grünlichen Farbtönen.

 

Es erinnerte mich an eine faszinierende Vorhölle. Anschliessend haben wir noch im Boesner fotografiert, einem grossen Geschäft mit allen möglichen Malereiutensilien für Künstler. 




Bad Reichenhall ist noch immer ein Thermalkurort wie aus dem Bilderbuch mit flanierenden Kurgästen, einem Kurpark mit Springbrunnen und Liegestühlen, Kurkonzerten, einer Trinkhalle und überall sprudelndem Wasser. Es war total gemütlich, mit meinen drei Mit-Schülerinnen und dem Kursleiter auf einer Bank zu sitzen und den Passanten zuzuschauen. Und während die einen Eis schleckten, haben die anderen fotografiert.


3. Kurstag, Stahlsymposium Riedersbach und Salzburg
Das Stahlsymposium ist ein riesiges Freiluft-Atelier für internationale Stahl-Künstler. Auf einem Werkgelände inmitten grüner Wiesen, Felder und Hügel liegen und stehen monumentale Metallskulpturen. Unter anderem stand da eine "Symphonische Landschaft" mit musikalischen Instrumenten aus Stahl, darunter eine Harfe, auf der man tatsächlich spielen kann! Man stelle sich vor: Saiten aus Stahl, die wunderschöne Klänge erzeugten! Ich fand diese Landschaft so faszinierend, dass ich mich mehr mit Klängen als mit Fotografieren beschäftigt habe.

Die Stahl-Harfe
Auch das ist eine Stahlskulptur.
Am Nachmittag fuhr Hermann mit uns in die Stadt - damit ist Salzburg gemeint. Wir haben uns durch die Mozartkugeln sämtlicher Hersteller durch-degustiert. Ich wusste ja gar nicht, dass es da so grosse Unterschiede gibt! Die teuersten, handgemachten waren tatsächlich die besten. Leider weiss ich nicht mehr, wie das Geschäft heisst, aber ich weiss, dass es neben der Leica-Galerie (http://www.leica-galerie-salzburg.at/) steht und dass die Mozartkugeln dort besonders gut schmecken!

unter den Lauben im Mirabellgarten

Schaufensterauslage voller Mozartkugeln (die weniger guten)

Mozarts Geburtshaus
Am Abend, an dem der FC Bayern gegen Chelsea verloren hat, sassen wir bei hochsommerlichen Temperaturen gemütlich im Augustinerbräu, "Österreichs grösstem Biergarten" (gemäss meinem Merian-Reiseführer) und haben unsere wohlverdienten Brezeln, Bier und Leberkäs (= Fleischkäse) genossen.

4. und letzter Kurstag, Hangar 7, Schloss Hellbrunn und Abschied
Den letzten, wiederum hochsommerlichen Tag haben wir im Hangar 7, einer faszinierenden Mischung aus Flugzeug-Hangar, Gastronomietempel und Ausstellungsstätte des Red Bull-Gründers begonnen. Obwohl ich zuerst nicht besonders begeistert war, bei dem schönen Wetter drinnen zu fotografieren, hat mich die Halle mit ihrer besonderen Architektur dann doch fasziniert.


Am Nachmittag habe ich dann auch noch meine Salzburger Nockerl bekommen. Ich habe mich leider nicht getraut, im vollen Café auf den Stuhl zu stehen und dieses kulinarische Kunstwerk zu fotografieren (ich bereue es heute noch). Also habe ich mich aufs Essen und Geniessen konzentriert. Es war himmlisch! Anschliessend sind wir auch noch nach Hellbrunn gefahren, wo wir in der weitläufigen Parkanlage des Schlosses Pferdekutschen fotografiert haben.


Ja, und dann war es Zeit für unser Weisswürste-Abschiedsessen und damit auch Zeit zum  Abschiedsnehmen von den wunderbaren Menschen, mit denen ich tagelang so nah und intensiv zusammen war. Was bleiben wird, ist vor allem die Erinnerung an sie, Heidi und Waltraud, meine beiden Kurskolleginnen, und Hermann, den warmherzigen, humorvollen und kompetenten Kursleiter. Er stand uns von morgens bis abends zur Verfügung, ist so grosszügig auf alle unsere Wünsche eingegangen und hat sich durch unser Geschnatter nie aus der Ruhe bringen lassen. Er hat uns die ganze Gegend gezeigt und erklärt, so dass es sich wie auf einem Familienausflug angefühlt hat. Hermann hat uns nicht nur ein fotografisches, sondern auch ein touristisch-kulinarisch-menschlich reichhaltiges Programm geboten.
Das Fotografische stand natürlich im Zentrum. Ich habe nicht nur gelernt, "fotografisch zu malen" und also - hurra! - meine ersten abstrakten Fotos zu machen. Zum ersten Mal habe ich mich auch an den den manuellen Modus gewagt, den ich bisher gemieden hatte. Der M-Modus hat ja vorher für mich gar nicht existiert. Und jetzt existiert er ein bisschen mehr :-) und ich gehe, zumindest für fotografische Malereien, ganz unverkrampft damit um. 


Montag, 14. Mai 2012

Aller guter Dinge sind drei

Ich bin ich mittendrin in meinen Fotokursen, im Plural, in mehreren, genau genommen in drei verschiedenen! Ich weiss, dass es verrückt ist, aber es hat sich... ehm... also... sozusagen... irgendwie... so ergeben. Alle drei Kurse sind gut, anders, lehrreich, und ich freue mich über jeden einzelnen als wären es meine Drillinge. Ich organisiere mich einfach gut, setze Prioritäten und bringe das Ganze in eine Ordnung, dann kann ich von allen drei profitieren.

1. Der Online-Workshop Photo Meditations ist bereits fast fertig. Über die ersten beiden Wochen habe ich bereits berichtet. In der dritten Woche lag der Schwerpunkt auf Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe), Perspektive und Details. Damit sollten unsere Fotos individueller und aussagekräftiger werden. Hier ein paar Ergebnisse:

Das grosse Ganze, mit grosser Tiefenschärfe (Blick aus meinem Garten)

Oder der nur einige Details, von oben (mein Frühstückstisch)

Oder von weiter unten und mit einer geringeren Tiefenschärfe (auf meinem Spaziergang, der selbe Baum wie im ersten Foto).
Auf die eine oder andere Art bilden die Themen der vergangenen Wochen die Grundlagen eines Fotos. Deshalb sie sind in bisher allen Kursen in irgendeiner Form vorgekommen. Die vergangene vierte Woche war nun überraschend anders. Thema war nämlich das Selbstporträt, und zwar in allen möglichen Arten und Formen: gespiegelt, von Hand, mit Stativ, als Schatten-Silhouette, ganz, nur einzelne Körperteile, bildfüllend, eingebettet in einer bestimmten Umgebung, direkt in die Kamera schauend, mit abgewandtem Blick, ehrlich und ungeschminkt, posiert und komponiert, von Hand, mit Stativ, für sich selbst, zum Weitergeben oder Teilen mit anderen, und auch als Akt. Ich finde das, was die Kursleiterin uns zur Inspiration an Texten, Fotos und Aufgaben mitgegeben hat, total spannend. Es geht auch sehr ins Psychologische hinein - sich selber anschauen können, sich mit sich selber anfreunden, den eigenen Körper akzeptieren, der Seele Ausdruck verleihen. Ich habe zwar ein bisschen damit angefangen, werde aber dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen und selbständig weiter dran arbeiten. Nichtsdestotrotz hier meine 2 bisherigen Versuche:

Eines dieser nicht schmeichelhaften Selbstporträts in Armlänge, aus der Hand heraus geschossen, am Morgen am Bahnhof auf dem Weg zur Arbeit.
Noch früher am Morgen und noch weniger schmeichelhaft: ein gespiegeltes Selbstporträt im Pyjama im Garten, ins Haus hinein meinen Liebsten fotografierend.
Susannah Conway hat uns zu jedem Thema so viel fundiertes, inspirierendes Material geschickt, dass die kurze Zeit vor und nach der Arbeit und am Wochenende dem nicht wirklich gerecht wird. Das fängt bei ihrer wöchentlichen, kommentierten Diashow an, über Interviews mit zum Thema passenden Fotografen, dem Teilen von eigenen Erfahrungen, Tipps und Tricks bis hin zu Anregungen zum Nachdenken und natürlich fotografische Übungen. Das muss und will ich einfach nochmals gründlich durcharbeiten. Zu den Themen "Selbstporträt" und "Geschichten erzählen", dem Thema der aktuellen und letzten Kurswoche, werde ich also in einigen Wochen ausführlicher berichten.

2. Letzte Woche hat ein weiterer Online-Kurs angefangen: "Photo by Design 1" der US-Fotografin Kim Manley Ort. Den habe ich zusätzlich ausgewählt, weil ich mich nochmals in Ruhe mit den einzelnen fotografischen Grundlagen, also mit Licht, Linien, Strukturen, Farben und Formen beschäftigen wollte. Ich finde das wichtig und möchte, dass "es sitzt". Alleine zu fotografieren ist aber nicht so motivierend wie in einer Gruppe, auch wenn die Teilnehmerinnen nur via Flickr kommunizieren. Diese Grundlagen, die in den anderen Kursen zusammen geübt wurden, werden in diesem Workshop einzeln angegangen. Die vergangene erste Woche stand im Zeichen des Lichts. Eine ganze Woche lang sollten wir auf das Licht achten, es wahrnehmen, beschreiben und natürlich auch fotografieren. Zum Licht gehören auch Schatten und Spiegelungen, die ja ohne Licht nicht entstehen würden.

Lichtstrahlen - am Abend eines sonst verregneten, düsteren Tages ist es ganz überraschend und plötzlich erschienen, als ich auf dem Heimweg am Bahnof in Stettbach auf meinen Zug gewartet habe.
Licht und Schatten an einem hochsommerlichen Tag. Ich sah es vom Liegestuhl aus an der Rückwand meines Wohnhauses.
 
Funkelndes Licht kombiniert mit dem Wasser des Dorfbrunnens

Indirektes, reflektiertes Licht, fast schon abstrakt, in meinem fensterlosen WC

Mit nur 12 Teilnehmerinnen ist die Gruppe im Vergleich zu den beiden vergangenen Online-Workshops sehr klein, der Austausch daher intensiver. Für mich erhöht es den Druck, am regen Austausch und den Diskussionen auf Flickr noch aktiver teilzunehmen, auch wenn es auf Englisch gar nicht immer so leicht ist. Diese Woche werden wir uns mit Linien beschäftigen. Nur Linien, dafür in allen Variationen: senkrechte, waagrechte, schräge, diagonale, zusammentreffende, sich kreuzende, gebogene, kurvige, wellenförmige.

3. Als ich mich für den "Photo by Design 1"-Workshop angemeldet hatte, war ich ziemlich sicher, dass der dritte Kurs nicht stattfinden würde: "Zen Art. Fotografische Malerei", mein zweiter Kurs an der Leica-Akademie. Lange fehlten zwei Anmeldungen zum Erreichen der Mindestteilnehmerzahl. Die fehlen zwar immer noch, aber die Leica-Akademie führt den Kurs trotzdem durch. Er beginnt in drei Tagen, und geht bis am Sonntag. Kursort ist diesmal Laufen an der Salzach, in Bayern. Wir wohnen in einem ehemaligen Kapuzinerkloster, das zu einem Seminarhotel umgebaut wurde. Lachen liegt nur etwa zwanzig Zug-Minuten von Salzburg entfernt. Somit habe ich auch noch Gelegenheit, diese Stadt endlich kennenzulernen. In der Kursbeschreibung steht folgendes:
Steigen wir ein in diesen Workshop mit einem Zitat von Henri Matisse: „Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen.“ Das ist ein möglicher Weg des Pinsels, der durch die Inspiration eines Malers geführt wird. Tauschen wir diesen gegen eine Kamera, so ist die Inspiration eines Fotografen gefordert. Seine Leinwand ist bereits gefüllt. Er muss nun die Farben und Formen mit seinen ureigenen Mitteln (Blende - Zeit - Schärfe - Unschärfe - Bewegung usw.) gestalten. Die Konzentration liegt bei unseren Aufnahmen in der Abstraktion auf das Wesentliche. Wir bilden nicht mehr eine Blume ab, sondern beziehen all unsere Emotionen mit ins Bild ein. Diese Kombinationen werden ungewöhnlich sein und uns an unsere ersten Aquarellmalkurse erinnern mit ihren außergewöhnlichen Ergebnissen. Bleiben wir bei Matisse: So soll ein neues Bild ein einmaliges Ergebnis sein. Freuen Sie sich auf einen gestalterischen Workshop mit einem hohen kreativen Spaßfaktor und unzähligen neuen Ausdrucksformen.
Zen-Art, Inspiration, Konzentration, kreativer Spassfaktor, historisches Ambiente, Kloster, Biergarten, Leica-Akademie und Salzburg - das tönt doch alles äusserst vielversprechend!

Dienstag, 1. Mai 2012

"Photo Meditations" - Zwischenbericht

"Photo Meditations" ist mein zweiter Online-Kurs und insgesamt mein dritter Foto-Workshop. Er wird von Susannah Conway, einer englischen Fotografin aus Bath angeboten.
Ich wähle meine Kurse sehr sorgfältig aus und investiere viel Zeit im Recherchieren, bis ich genau DEN Kurs gefunden habe, der zu mir und meiner "fotografischen Entwicklungsphase" passt, nebst dem, dass er natürlich auch zeitlich, örtlich und finanziell passen muss. Kriterien für die Auswahl sind auf jeden Fall die Fotos der Kursleiter, die Gestaltung ihrer Website, der Kursinhalt, Titel und Schwerpunkte, aber auch der vorherrschende "Ton" - und mein Bauchgefühl, das dann die ideal Mischung kombiniert. Bisher hat es mich nicht fehlgeleitet. So auch diesmal nicht.
Der neue Kurs hat vor zweieinhalb Wochen begonnen und nimmt das, was ich in den beiden vorhergehenden Kursen gelernt habe, wieder auf, führt beides zusammen, vertieft und erweitert es. In den ersten beiden Wochen lag der Schwerpunkt auf der Bildgestaltung. So bot sich mir die Gelegenheit, all die Gestaltungsregeln und -tipps, die ich im Leica-Kurs kennengelernt hatte, in der Praxis anzuwenden. Was dort aus zeitlichen Gründen zu kurz kam, konnte ich nun in Ruhe und portioniert, aber dennoch geführt, nach-üben. Ich habe also in den letzten beiden Wochen auf meinem Arbeitsweg so viele...

...Linien...

...und (zweidimensionale) Formen...

...und (dreidimensionale) Figuren...

...und Farben und Linien...

...und (Oberflächen)-Strukturen und Linien und Farben...

...und Goldener Schnitt und Farben und Linien und Oberflächenstrukturen...

...und Spiegelungen...

...und Schattenspiele...
... fotografiert - Oliver Richter von der Leica-Akademie hätte seine helle Freude daran gehabt (hoffe ich zumindest).
Der Schwerpunkt lag in den vergangenen beiden Wochen also auf dem Ästhetischen. Susannah nannte Linien, Figuren und Formen "die Knochen". Farben, Strukturen und Licht sind für sie "das Fleisch".  Diese Woche geht es ums "Herz": Wie können wir unseren Fotos mehr Seele einhauchen? Schwerpunkt ist also die emotionale Fotografie. Wir sollen versuchen, uns mehr auf gewisse Details zu konzentrieren, die bestimmte Bedeutungen oder Emotionen vermitteln, oder unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, um unsere Bildaussage zu unterstreichen. Wir sollen auch entspannter ans Fotografieren herangehen und den Auslöser weniger häufig, dafür bewusster drücken. Damit knüpft die Kursleiterin an den "Slice of Life-Workshop" an.
Insgesamt spannt Susannah den Bogen weiter als die bisherigen Kurse. Sie gibt uns regelmässige Aufgaben und Tipps, die über das rein Fotografisch-Technisch-Gestalterische hinausgehen. Zum Beispiel ermuntert sie uns, über den eigenen Gartenzaun hinauszuschauen, um uns ein "visual vocabulary" aufzubauen. Sie zeigt dann auch gleich konkret, wie wir das mit Hilfe von Flickr oder anderen Internetseiten machen können. Ich habe die traditionelle Art vorgezogen und habe zwei Ausstellungen im Fotomuseum Winterthur besucht. Ich möchte nicht noch mehr Zeit vor dem Computer verbringen als ich eh schon muss bzw. darf. Und wenn schon von anderen lernen, wieso nicht gleich von den Meistern? Nach der "Von Horizonten"-Ausstellung war ich denn auch richtiggehend ergriffen und habe mir fürs nächste Jahr vorgenommen, eine Jahreskarte zu kaufen.
Susannah ermutigt uns auch, die eigenen Fotos wieder anzuschauen und zu reflektieren: Was ändert sich? Was bleibt gleich? Was kommt regelmässig wieder vor? Welche Stimmungen, Farben und Themen sind vorherrschend? Bei meinen Fotos fällt mir zum Beispiel auf, dass mich der "negative space", wie sie das nennt, der freie Raum um das Hauptmotiv herum, anzieht, die Weite, das Unendliche. Wahrscheinlich hat mich deshalb auch die "Von Horizonten"-Ausstellung so angesprochen. Ich nehme an, es widerspiegelt die Ruhe, die ich immer wieder in der Natur suche, zum Beispiel wenn ich am Sonntagmorgen alleine durch den Wald und über die Felder streife, während alle anderen noch schlafen. Alles Menschliche verschwindet, auch ich, zurück bleiben nur noch die Farben, die Düfte und die Geräusche der Natur: Vogelgezwitscher, das Hämmern eines Spechts, Rascheln im Laub, ein knarrender Baum, der Wind.

"negative space" in Weisslingen
Man merkt, dass Susannah ihre Ausbildung an einer Kunsthochschule gemacht hat. Davon profitiere ich jetzt sehr. Nicht "nur" wegen ihrer persönlichen und fotografischen Tipps, den fotografischen Aufgaben und den Aufforderungen zur Selbst-Reflexion. Sie führt alles Gelernte zusammen, vertieft es und stellt es in den grösseren Zusammenhang der Kunst. Sie will, dass wir uns als (zukünftige? potentielle?) Künstler sehen.
In jedem Kurs steht ein anderer Aspekt der Fotografie im Vordergrund, abhängig vom Kursleiter. Mal ist es die Technik, mal das Gestalterisch-Ästhetische, mal das Persönliche. Und auch dieser Workshop ist wieder ganz anders, wieder sehr spannend und wieder unglaublich bereichernd.

Sonntag, 15. April 2012

Bonjour tristesse...

Heute ist es passiert. Zum ersten Mal habe ich meinen Spaziergang abgebrochen und bin umgekehrt, um die Kamera zu holen. Die anderen Male habe ich mich zwar genervt, dass ich sie nicht dabei hatte, bin dann aber weitergegangen. Es scheint mir irgendwie bedeutend.
Und wofür? Für genau dieses Foto, mit dem ich die Tristesse an diesem grau-kalten Sonntag im Schweizerischen Mittelland fotografieren wollte:


Hat es sich gelohnt? Gut, dass ich noch einige Kurse vor mir habe... Der nächste beginnt morgen. Es ist wieder ein Online-Kurs, diesmal von einer britischen Fotografin. Er nennt sich "Photo Meditations - Infusing your Images with Soul", dauert fünf Wochen und ist ähnlich aufgebaut wie der "Slice of Life"-Workshop. Es wird jede Woche zwei Theorie-Lektionen geben, Anleitungen und Aufgaben. Die Lektionen kommen per E-Mail, die Anleitungen finden sich auf einer passwortgeschützten Website, Foto-Austausch, Kommentare und Diskussionen finden im privaten Flickr-Gruppenraum statt. Ich bin gespannt, wie sich die beiden Online-Workshops formal und thematisch voneinander unterscheiden. Und ich freue mich wieder aufs Fotografieren! Nachdem ich die letzten zwei Wochen bewusst eine Pause eingelegt habe mit Fotografieren, Fotobearbeitung und Bloggen, juckt es mich nun langsam wieder in den Fingern.