Dienstag, 1. Mai 2012

"Photo Meditations" - Zwischenbericht

"Photo Meditations" ist mein zweiter Online-Kurs und insgesamt mein dritter Foto-Workshop. Er wird von Susannah Conway, einer englischen Fotografin aus Bath angeboten.
Ich wähle meine Kurse sehr sorgfältig aus und investiere viel Zeit im Recherchieren, bis ich genau DEN Kurs gefunden habe, der zu mir und meiner "fotografischen Entwicklungsphase" passt, nebst dem, dass er natürlich auch zeitlich, örtlich und finanziell passen muss. Kriterien für die Auswahl sind auf jeden Fall die Fotos der Kursleiter, die Gestaltung ihrer Website, der Kursinhalt, Titel und Schwerpunkte, aber auch der vorherrschende "Ton" - und mein Bauchgefühl, das dann die ideal Mischung kombiniert. Bisher hat es mich nicht fehlgeleitet. So auch diesmal nicht.
Der neue Kurs hat vor zweieinhalb Wochen begonnen und nimmt das, was ich in den beiden vorhergehenden Kursen gelernt habe, wieder auf, führt beides zusammen, vertieft und erweitert es. In den ersten beiden Wochen lag der Schwerpunkt auf der Bildgestaltung. So bot sich mir die Gelegenheit, all die Gestaltungsregeln und -tipps, die ich im Leica-Kurs kennengelernt hatte, in der Praxis anzuwenden. Was dort aus zeitlichen Gründen zu kurz kam, konnte ich nun in Ruhe und portioniert, aber dennoch geführt, nach-üben. Ich habe also in den letzten beiden Wochen auf meinem Arbeitsweg so viele...

...Linien...

...und (zweidimensionale) Formen...

...und (dreidimensionale) Figuren...

...und Farben und Linien...

...und (Oberflächen)-Strukturen und Linien und Farben...

...und Goldener Schnitt und Farben und Linien und Oberflächenstrukturen...

...und Spiegelungen...

...und Schattenspiele...
... fotografiert - Oliver Richter von der Leica-Akademie hätte seine helle Freude daran gehabt (hoffe ich zumindest).
Der Schwerpunkt lag in den vergangenen beiden Wochen also auf dem Ästhetischen. Susannah nannte Linien, Figuren und Formen "die Knochen". Farben, Strukturen und Licht sind für sie "das Fleisch".  Diese Woche geht es ums "Herz": Wie können wir unseren Fotos mehr Seele einhauchen? Schwerpunkt ist also die emotionale Fotografie. Wir sollen versuchen, uns mehr auf gewisse Details zu konzentrieren, die bestimmte Bedeutungen oder Emotionen vermitteln, oder unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, um unsere Bildaussage zu unterstreichen. Wir sollen auch entspannter ans Fotografieren herangehen und den Auslöser weniger häufig, dafür bewusster drücken. Damit knüpft die Kursleiterin an den "Slice of Life-Workshop" an.
Insgesamt spannt Susannah den Bogen weiter als die bisherigen Kurse. Sie gibt uns regelmässige Aufgaben und Tipps, die über das rein Fotografisch-Technisch-Gestalterische hinausgehen. Zum Beispiel ermuntert sie uns, über den eigenen Gartenzaun hinauszuschauen, um uns ein "visual vocabulary" aufzubauen. Sie zeigt dann auch gleich konkret, wie wir das mit Hilfe von Flickr oder anderen Internetseiten machen können. Ich habe die traditionelle Art vorgezogen und habe zwei Ausstellungen im Fotomuseum Winterthur besucht. Ich möchte nicht noch mehr Zeit vor dem Computer verbringen als ich eh schon muss bzw. darf. Und wenn schon von anderen lernen, wieso nicht gleich von den Meistern? Nach der "Von Horizonten"-Ausstellung war ich denn auch richtiggehend ergriffen und habe mir fürs nächste Jahr vorgenommen, eine Jahreskarte zu kaufen.
Susannah ermutigt uns auch, die eigenen Fotos wieder anzuschauen und zu reflektieren: Was ändert sich? Was bleibt gleich? Was kommt regelmässig wieder vor? Welche Stimmungen, Farben und Themen sind vorherrschend? Bei meinen Fotos fällt mir zum Beispiel auf, dass mich der "negative space", wie sie das nennt, der freie Raum um das Hauptmotiv herum, anzieht, die Weite, das Unendliche. Wahrscheinlich hat mich deshalb auch die "Von Horizonten"-Ausstellung so angesprochen. Ich nehme an, es widerspiegelt die Ruhe, die ich immer wieder in der Natur suche, zum Beispiel wenn ich am Sonntagmorgen alleine durch den Wald und über die Felder streife, während alle anderen noch schlafen. Alles Menschliche verschwindet, auch ich, zurück bleiben nur noch die Farben, die Düfte und die Geräusche der Natur: Vogelgezwitscher, das Hämmern eines Spechts, Rascheln im Laub, ein knarrender Baum, der Wind.

"negative space" in Weisslingen
Man merkt, dass Susannah ihre Ausbildung an einer Kunsthochschule gemacht hat. Davon profitiere ich jetzt sehr. Nicht "nur" wegen ihrer persönlichen und fotografischen Tipps, den fotografischen Aufgaben und den Aufforderungen zur Selbst-Reflexion. Sie führt alles Gelernte zusammen, vertieft es und stellt es in den grösseren Zusammenhang der Kunst. Sie will, dass wir uns als (zukünftige? potentielle?) Künstler sehen.
In jedem Kurs steht ein anderer Aspekt der Fotografie im Vordergrund, abhängig vom Kursleiter. Mal ist es die Technik, mal das Gestalterisch-Ästhetische, mal das Persönliche. Und auch dieser Workshop ist wieder ganz anders, wieder sehr spannend und wieder unglaublich bereichernd.

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