Samstag, 9. Juni 2012

Zen-Art. Fotografische Malerei

Ich bin schon seit fast drei Wochen zurück aus Salzburg und Oberbayern, wo mein zweiter und vorläufig letzter Kurs der Leica-Akademie stattfand. Es war mein erster Kurs, bei dem es um abstrakte Fotografie ging. Mmmh, wo soll ich anfangen... Es war toll!! Rundum alles stimmte: die Unterkunft, das Essen, die Gegend, die Gruppe, der Kursleiter, die Organisation, das Wetter, die Leute und natürlich auch das Fotografische.

Anreise nach Salzburg
Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl bei dem Workshop. Das habe ich mir auch nicht nehmen lassen, als es auf der Hinreise am Arlberg so aussah:

Wintereinbruch am Arlberg

In Salzburg angekommen sah es ein bissl besser aus, es war mir aber immer noch zu grau, zu nass und zu kalt. Trotzdem bin ich wacker mein Touristenprogramm abmarschiert: Mirabellgarten, Marktgasse, Altstadt, Dom, hoch auf die Festung, bei strömendem Regen auf dem Mönchsberg herumgekraxelt und schliesslich Aufwärmen im Café Tomaselli, wo ich mich beim Amoklauf meines Tischnachbarn unterhalten habe.

nass-kaltes Wetter in Salzburg

Anreise nach Laufen an der Salzach, Kursbeginn
Der Workshop fand in Laufen, einem hübschen, ruhigen Städtchen in Oberbayern, statt. Es liegt nur wenige Minuten Zugfahrt von Salzburg entfernt, gehört politisch aber zu Deutschland. EU und Schengen sei Dank merkt man von dieser Grenze aber nichts mehr.

Impressionen Laufen an der Salzach


Wir haben im Kapuzinerhof gewohnt. Dort fand auch der theoretische Teil des Workshops statt. Ich liebe diese ehemaligen Klöster! Sie sind meist wunderschön, haben einen grossen Garten und man isst dort sehr gut. Und so war es auch hier.

Im Kapuzinerhof, Blick aus der Bibliothek ins Treppenhaus

Um 14 Uhr ging's dann mit dem Workshop los. Wir waren nur zu dritt bzw. mit dem Kursleiter zu viert und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Nach einem kurzen Vorstellungs- und Theorieteil ging's gleich hinaus ins hübsche Städtchen zum Fotografieren.

Jo mei, wos fotografierens denn do?
Des: Spiegelungen auf der Autoheckscheibe...
...aber nur heimlich, denn offiziell waren wir ja da, um abstrakt zu fotografieren. Die "fotografische Malereien" entstehen durch Übung und Erfahrung (beim Kursleiter) und durch Zufall (bei mir), indem die Kamera bei einer verlängerten Belichtungszeit auf bestimmte Arten bewegt wird, so dass das Motiv nur noch andeutungsweise oder gar nicht mehr konkret zu erkennen ist.

Die Friedhofskatze,
Friedhofsblumen
und die Grabsteine der eingemauerten Urnen.

Kleider im Schaufenster

und der Blick in den Himmel durch's Blätterdach eines Baumes.
Es gab so viele, tolle Motive in Laufen. Leider kann ich hier nicht alle meine Lieblingsfotos zeigen, weil sonst mein Computer abstürzt - es sind zu viele. Aber ich werde bei Gelegenheit auf meiner Flickr-Seite ein Album "Zen-Art. Fotografische Malerei" einrichten mit mehr Fotos.

2. Kurstag, Bad Reichenhall
Die Kurstage waren recht lang. Sie begannen um 9 Uhr mit dem Anschauen der Bilder des Vortags und endeten nach dem Abendessen so gegen 21 Uhr. Dann ging's aber noch ans Runterladen, Anschauen und Auswählen der Fotos, was bei den Mengen, die ich gemacht habe, Stunden dauerte.
An diesem Tag hat uns der Kursleiter Hermann Netz (http://www.netzphoto.com/) nach Bad Reichenhall geführt. Dort haben wir lange in der Alten Saline fotografiert, einem historischen, zum Museum umfunktionierten Salzbergwerk mit riesigen Eisenrädern, einem Labyrinth an Schächten und Stollen, metallischen Gerüchen, lauten pumpenden, zischenden und stampfenden Geräuschen und einer Vielfalt an rostroten und grünlichen Farbtönen.

 

Es erinnerte mich an eine faszinierende Vorhölle. Anschliessend haben wir noch im Boesner fotografiert, einem grossen Geschäft mit allen möglichen Malereiutensilien für Künstler. 




Bad Reichenhall ist noch immer ein Thermalkurort wie aus dem Bilderbuch mit flanierenden Kurgästen, einem Kurpark mit Springbrunnen und Liegestühlen, Kurkonzerten, einer Trinkhalle und überall sprudelndem Wasser. Es war total gemütlich, mit meinen drei Mit-Schülerinnen und dem Kursleiter auf einer Bank zu sitzen und den Passanten zuzuschauen. Und während die einen Eis schleckten, haben die anderen fotografiert.


3. Kurstag, Stahlsymposium Riedersbach und Salzburg
Das Stahlsymposium ist ein riesiges Freiluft-Atelier für internationale Stahl-Künstler. Auf einem Werkgelände inmitten grüner Wiesen, Felder und Hügel liegen und stehen monumentale Metallskulpturen. Unter anderem stand da eine "Symphonische Landschaft" mit musikalischen Instrumenten aus Stahl, darunter eine Harfe, auf der man tatsächlich spielen kann! Man stelle sich vor: Saiten aus Stahl, die wunderschöne Klänge erzeugten! Ich fand diese Landschaft so faszinierend, dass ich mich mehr mit Klängen als mit Fotografieren beschäftigt habe.

Die Stahl-Harfe
Auch das ist eine Stahlskulptur.
Am Nachmittag fuhr Hermann mit uns in die Stadt - damit ist Salzburg gemeint. Wir haben uns durch die Mozartkugeln sämtlicher Hersteller durch-degustiert. Ich wusste ja gar nicht, dass es da so grosse Unterschiede gibt! Die teuersten, handgemachten waren tatsächlich die besten. Leider weiss ich nicht mehr, wie das Geschäft heisst, aber ich weiss, dass es neben der Leica-Galerie (http://www.leica-galerie-salzburg.at/) steht und dass die Mozartkugeln dort besonders gut schmecken!

unter den Lauben im Mirabellgarten

Schaufensterauslage voller Mozartkugeln (die weniger guten)

Mozarts Geburtshaus
Am Abend, an dem der FC Bayern gegen Chelsea verloren hat, sassen wir bei hochsommerlichen Temperaturen gemütlich im Augustinerbräu, "Österreichs grösstem Biergarten" (gemäss meinem Merian-Reiseführer) und haben unsere wohlverdienten Brezeln, Bier und Leberkäs (= Fleischkäse) genossen.

4. und letzter Kurstag, Hangar 7, Schloss Hellbrunn und Abschied
Den letzten, wiederum hochsommerlichen Tag haben wir im Hangar 7, einer faszinierenden Mischung aus Flugzeug-Hangar, Gastronomietempel und Ausstellungsstätte des Red Bull-Gründers begonnen. Obwohl ich zuerst nicht besonders begeistert war, bei dem schönen Wetter drinnen zu fotografieren, hat mich die Halle mit ihrer besonderen Architektur dann doch fasziniert.


Am Nachmittag habe ich dann auch noch meine Salzburger Nockerl bekommen. Ich habe mich leider nicht getraut, im vollen Café auf den Stuhl zu stehen und dieses kulinarische Kunstwerk zu fotografieren (ich bereue es heute noch). Also habe ich mich aufs Essen und Geniessen konzentriert. Es war himmlisch! Anschliessend sind wir auch noch nach Hellbrunn gefahren, wo wir in der weitläufigen Parkanlage des Schlosses Pferdekutschen fotografiert haben.


Ja, und dann war es Zeit für unser Weisswürste-Abschiedsessen und damit auch Zeit zum  Abschiedsnehmen von den wunderbaren Menschen, mit denen ich tagelang so nah und intensiv zusammen war. Was bleiben wird, ist vor allem die Erinnerung an sie, Heidi und Waltraud, meine beiden Kurskolleginnen, und Hermann, den warmherzigen, humorvollen und kompetenten Kursleiter. Er stand uns von morgens bis abends zur Verfügung, ist so grosszügig auf alle unsere Wünsche eingegangen und hat sich durch unser Geschnatter nie aus der Ruhe bringen lassen. Er hat uns die ganze Gegend gezeigt und erklärt, so dass es sich wie auf einem Familienausflug angefühlt hat. Hermann hat uns nicht nur ein fotografisches, sondern auch ein touristisch-kulinarisch-menschlich reichhaltiges Programm geboten.
Das Fotografische stand natürlich im Zentrum. Ich habe nicht nur gelernt, "fotografisch zu malen" und also - hurra! - meine ersten abstrakten Fotos zu machen. Zum ersten Mal habe ich mich auch an den den manuellen Modus gewagt, den ich bisher gemieden hatte. Der M-Modus hat ja vorher für mich gar nicht existiert. Und jetzt existiert er ein bisschen mehr :-) und ich gehe, zumindest für fotografische Malereien, ganz unverkrampft damit um. 


Keine Kommentare: